H. Stadler-Planzer u.a.: Die Korporation Pfäffikon SZ

Titel
Die Korporation Pfäffikon SZ.


Autor(en)
Stadler-Planzer, Hans; Stadler, Pascal
Erschienen
Pfäffkon SZ 2008: Verlag der Korporation
Anzahl Seiten
480 S.
Preis
ISBN
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Peter Ziegler

In jüngster Zeit interessiert sich die Forschung wieder für die Geschichte der Allmendkorporationen, deren Entstehung nicht mehr auf die Alemannen zurückgeführt, sondern um 1400 angesetzt wird und im Zusammenhang mit dem Bevölkerungswachstum in den sich bildenden Dörfern gesehen wird. Albert Jörger untersuchte die Genossame Wangen (2000) und die Genossame Lachen (2006), Peter Ziegler die Allmendkorporation Richterswil (2008). Als umfangsreichstes Werk zu dieser Thematik hat die Aufarbeitung der Geschichte der Korporation Pfäffikon SZ durch die Historiker Hans und Pascal Stadler zu gelten. Die kenntnisreiche Geschichte ist mit Dokumenten, Holzschnitten, Kupferstichen, Karten, Plänen, Grafiken, Tabellen, älteren und modernen Fotografien reichhaltig illustriert.

Die auf reichem Quellenmaterial gründende Studie geht zunächst dem Umfeld nach, in dem die Korporation entstand und sich entwickelte. Die Rede ist von den neu entdeckten neolithischen und bronzezeitlichen Siedlungen im Raum Hurden, vom gallorömischem Tempel und von der frühmittelalterlichen Kirche auf der Insel Ufnau, der hochmittelalterlichen Grundherrschaft des Klosters Einsiedeln und dessen Verwaltungszentrum, der Statthalterei in Pfäffikon. Erläutert werden Siedlungsentwicklung und Bevölkerungsgeschichte, kirchliche Entfaltung und rechtsgeschichtliche Aspekte.

In einem Längsschnitt wird dann die Genossame Pfäffikon, wie sie bis um 1900 genannt wurde, durch die Jahrhunderte verfolgt. Die Korporation entstand während des Landesausbaus im Mittelalter durch die Dorfgenossen von Pfäffikon an der Nordlehne des Etzels. Auf eine Ersterwähnung 1295 folgen 1431 das Pfäffikoner Hofrecht mit Flurbestimmungen und 1593 eine Genossenordnung. Im Rahmen des Klosterstaates Einsiedeln konnte sich die Wald und Weide nutzende Allmendgenossenschaft entfalten.

Oberstes Organ war die Genossengemeinde, die sich dreimal im Jahr unter dem Vorsitz des Obmanns versammelte: im Frühling zur Regelung des Viehauftriebs, im Sommer zu den Streue- und Obstganten und im Herbst für Rechnung und Wahlen.

Ursprünglich waren alle in Pfäffikon wohnenden Männer Genossen. Das Genossenrecht wurde vererbt oder konnte gekauft werden. Weil die Ressourcen knapper wurden, erfolgten nach 1669 keine Einkäufe mehr. Zwischen 1570 und 1795 werden 27 Genossenfamilien erwähnt. Seit dem 18. Jahrhundert verengte sich die Mitgliedschaft auf die 7 Familien Feusi, Gresch, Hiestand, Jäger, Steiner, Walder und Wild. Seit 1991 werden auch Frauen und Töchter und seit 2005 Nachkommen von Korporationsbürgerinnen in die Korporation Pfäffikon aufgenommen. Die Mitgliederzahl stieg dadurch auf über 900 an, mit über 200 verschiedenen Familiennamen. Durch Rodungen und Zukäufe im 16. und 17. Jahrhundert vergrösserte die Korporation Pfäffikon ihren Grundbesitz. Wälder, Wiesen, Ackerböden und Streuriede wurden bis im beginnenden 19. Jahrhundert gemeinsam bewirtschaftet. Dann gab man die genossenschaftliche Viehweide auf. In Parzellen gegliedertes Land wurde zugelost; wer leer ausging, hatte Anrecht auf eine Geldentschädigung. Die Land- und Fortwirtschaft büsste um die Mitte des 19. Jahrhunderts ihre einst dominante Stellung ein. Dafür kam bis um 1960 dem Sand- und Kiesabbau im Hurdnerfeld der Vorrang zu.

Die Korporation überdauerte den Umsturz von 1798, da der Staat ein Interesse hatte an ihrer Weiterexistenz. Als grosse Landbesitzerin stellte sie sich immer wieder in den Dienst der Öffentlichkeit. Sie ermöglichte Strassen- und Bahnbau, richtete 1895 für das Dorf Pfäffikon eine Wasserversorgung ein, förderte die Industrialisierung, trat Land ab für öffentliche Bauten. Seit 1980 werden statt Landverkäufen nur noch Baurechte erteilt. Damit ist die Korporation in der Lage, die Entwicklung im begehrten Wohngebiet Hurden und Pfäffikon wesentlich zu beeinflussen.

Zitierweise:
Peter Ziegler: Rezension zu: Hans Stadler-Planzer, Pascal Stadler: Die Korporation Pfäffikon SZ. Pfäffikon SZ, Verlag der Korporation, 2008. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 59 Nr. 3, 2009, S. 363-364.

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 59 Nr. 3, 2009, S. 363-364.

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